Wie fühlst du dich?

Ich meine, außer Hunger und Durst.

Und bitte sag jetzt nicht "Alles gut".

(aus "Emotionen sind was Tolles") 

 


Das Aber der Dinge

 

Das Leben ist schön - du kriegst es nicht mit.

Du rennst dran vorbei, kommst aus dem Tritt.

Du segelst im Sturm durch dein Wasserglas,

draußen ist es trocken, innen kein Spaß.

Du grübelst, drehst dich im Kreis,

kannst nicht weitergehen.

Es ist kompliziert, du willst verstehen,

woher der Wind kommt und wohin er weht,

warum man liebt und warum man geht.

Komm, wir steigen aus dem Film aus

und blinzeln ins Licht,

die Szene, die sie heute drehen, braucht uns nicht,

wir tauchen ins Meer,

fliegen mit den Fischen,

und gar nichts ist schwer.

Wir lassen alles stehen, kein Gepäck,

nimm nur die Siebenmeilenstiefel mit,

Leinen los und dann weg,

ziehen wir Richtung Sonne - freier mit jedem Schritt.

 

Du siehst das Aber der Dinge und sagst, es sei gut.

Du nimmst alles genau, weil’s sonst keiner tut.

Das Leben ist auch nicht nur ungefähr

zehn mal so schwer wie ein Buckelwal.

 

 

 

 

Zu dir

 

Lauf ich allein um die Welt,

dahin, wo nie jemand war,

wo alles groß ist und frei,

bist du zur gleichen Zeit da,

und alles trägt deinen Namen,

doch nichts verrät, wie es war.

Und wenn ich 10.000 Meilen

über Berge und Meere reise

und wenn ich bleibe,

wo’s dir gar nicht gefällt,

kann ich immer nur lauter

deine Stimme hören.

 

Und alle reden und sagen: geh weiter,

doch ich geh

immer nur zu dir.

 

Und weil du immer das bist,

was ich in anderen seh,

ist alles gar nicht so anders,

nur die Namen verdreht,

doch alle Farben verblassen,

wenn sie keiner mehr trägt.

Und das, was wahr ist, zerfällt,

und das, was war, ist entstellt,

seit nichts mehr steht, wo es war

und alles aussieht wie neu,

und heute bist du seit 23 Tagen vorbei.

 

Und alle sagen mir: geh einfach weiter...

 

 

 

 

Manchmal bist du ganz still, die Welt ist dir zu laut,

nur der Lärm in dir selber ist dir vertraut,

alles stürmt auf dich ein und du rennst hinterher,

nie genug Zeit, du siehst den Grund nicht mehr.

Komm, wir steigen aus dem Film aus

und blinzeln ins Licht,

die Szene, die sie heute drehen, braucht uns nicht,

wir tauchen ins Meer,

fliegen mit den Fischen, und gar nichts ist schwer.

Komm, wir lassen alles stehen, kein Gepäck,

nimm nur die Siebenmeilenstiefel mit,

Leinen los und dann weg,

ziehen wir Richtung Sonne - freier mit jedem Schritt.

Freier mit jedem Schritt.

 

Und dann,

wenn du bereit bist zu fliegen,

mit Siebenmeilenstiefeln abzugehn,

die Aber der Dinge dich nur noch von hinten sehn,

sag Bescheid.

Dann lass ich los, stoß mich ab von der Wand,

die mich schwer macht,

ich werd' gehalten und kann

mit dir Wolken jagen,

Regentropfen fangen

und zusammen atmen wir aus.

Lalalalala.....

 

 

 

 

Ich fahr allein durch die Stadt,

es riecht nach Regen

und heißen Straßen

und einer hat das Licht angelassen,

als er wegging und sich

nicht nochmal umgedreht hat.

Sag mir, wie nah geht zu zweit,

was kommt, wenn gar nichts mehr geht,

alles dreht sich um das,

was doch keine anderer versteht,

und das Meer ist noch weit,

wenn man das Land nicht mehr sieht.

 

Und alle reden und sagen: geh weiter...

 

Und jetzt fehlst du auch da,

wo ich dich nie vermisst hab,

gerade da, wo du nicht warst,

seh ich jetzt dein Gesicht,

und alle Worte sind nicht mehr,

was sie waren ohne dich.

Und jeder nach dir, der nach

ein paar Tagen noch da ist,

und der bleibt, bis ich geh,

obwohl ich nie richtig da war,

dahin, wo ich nichts seh,

sieht mich neben dir gehen.

 

Und dann sagst du: Lass los und geh weiter....

und ich geh.


 

Bäckereifachverkäuferinnenhände

 

Warum hat nur die Bäckereifachverkäuferin

ihre Hände in so Handschuhen aus Plastik drin?

Hat das einen tieferen Sinn?

 

Vermutlich wegen der Hygiene

für die Brötchen gehören jene

Plastikhandschuhe dahin,

an die Hände der Verkäuferin.

Und sind sie vielleicht auch noch dort,

wenn sie in der Nase bohrt?

 

Doch egal, Brötchenverkäuferinnenhände

tragen also gegen Einwände bezüglich der

Verkäuferinnenhändehygiene

jene Handschuhe zum Schutz der Backwaren,

die ja auch mal mit den Händen gebacken worden waren.

Wobei man sich fragt, ob der Bäcker wohl auch

zum Schutze der Brötchen so Handschuhe gebraucht...

 

Doch egal, denn bei der Hitze sind,

rein chemisch betrachtet,

 

 

 

 

 

 

 nach dem Backen ja keine Keime mehr da,

und vor Keimen an den Händen der Verkäuferinnen

sollen ja, um den Satz jetzt mal zuende zu bringen,

die Handschuhe die Brötchen schützen.

 

Doch ob die Handschuhe als Schutz wohl nützen,

wenn die Verkäuferin mein Geld

mit behandschuhter Hand abzählt?

Liegt da nicht die Vermutung nahe,

geschützt wird der Schein, nicht die Backware?

 

Doch egal, denn Bäckereibrötchenverkäuferhände

haben am Ende,

ob Handschuhe oder keine,

genau die gleichen und gemeinen Keime wie meine.

 

Und wer vor lauter

Bäckereiverkäuferinnenplastikhandschuhsorge vergisst,

dass man, Hygiene hin, Nase her,

mehr Brot als Keime isst,

und wer sich von einem Lied

seinen Appetit

verderben lässt und deshalb keine Brötchen mehr holt,

ist selber dafür verantwortlich.


 

Der Masterplan vom Glück

 

Ich hab' zu meinem Glück einen Masterplan,
der fängt schon morgens um 6 Uhr an,
und den Rest des Tages arbeite ich dran,
dass das Glück, das vor der Tür steht, nicht entkommen kann.

 

Ich leb’ gesund, ich hab zwei Kinder und ’nen Mann,
damit ist der erste Schritt zum Glücklichsein getan.
Ich esse keine Tiere, meditiere und fahr Rad,
koche selber und für schlechte Zeiten hab’ ich was gespart.
Ich kaufe nicht bei Amazon,
sondern nebenan bei Gerhard,
der es schwer hat.


Denn was ich ins Universum sende, kommt zu mir zurück.
Ja, ich glaub’ daran, dass wir das ganze Leben lang
zusammen kleben, und daneben kann es andere Götter geben,
darum leb’ ich eben ganz in Harmonie und lüge nie
und tu das, was mir gefällt
und was mich glücklich macht,
laut Ratgebern, die ich auswendig kann.

 

Ja, ich hab zu meinem Glück einen Masterplan...

 

Ich hab sogar ’nen Glückscoach, der macht mir Mut.
Er heißt Louis, kann Feng Shui und verdient gut.
Mein Geist ist mit dem Körper eine Einheit,
soweit bin ich optimal zum Glücklichsein bereit.
Ich mach Yoga mit nem Mantra,
mit dem Partner mach ich Tantra
– naja, manchmal.

 

 

 

 

 Ich mache alles richtig, nehm das ernst, denn das ist wichtig,
mit Glück ist nicht zu spaßen, man muss wirklich wollen,
und das in kurzer Zeit, die einem bleibt, da muss man jede Stunde nutzen,
und nicht einfach untätig da sitzen.
Ich mache wirklich alles richtig,
warum bin ich immer noch nicht glücklich?
– oder wichtig?

Ja, ich hab zu meinem Glück einen Masterplan...

 

Ja, ich arbeite sehr daran, mich zu entspannen,
ich stresse mich fast nie, hab' nen schwarzen Gürtel
in Tai Chi, Chi Gong und Chai Tee -
das hat außer mir sonst keine.
Versteckte Aggression
atme ich ganz einfach weg
– und sage „Om“.

 

Ich mache wirklich alles richtig.
Warum bin ich immer noch nicht glücklich?
Eins könnte ich noch zeitlich locker integrieren:
Gibt es Muskeln, die das Glück halten? Die muss ich trainieren.
Denn hab ich am Abend alles geschafft,
fehlt mir zum Glücklichsein die Kraft.

 

 Ja, ich hab zum Glück einen Masterplan...


 

Lebenslügen

 

Wir delegieren
unser Leben an die Ratgeber der Gegenwart,
dabei verlieren
wir die Kontrolle und die Zeit, die nur ein Leben hat.

 

Wir kommunizieren
nur noch schnurlos, denn der Draht zum andern ist gekappt,
und wir transferieren
unsere Daten in die Welt, die kein Gesicht mehr hat.

 

Und nachts lieg ich wach,
muss mich verstecken, mich wecken die fetten
Lebenslügen, trügerische Ziele verführen,
ich tu und mach, jage Sachen nach im Optimierungswahn.
Wann fängt mein Leben an?


Komm, wir schießen Lebenslügen
auf den Mond und leben wieder.

 

Wir exmatrikulieren
und aus dem Studium unseres Seins bei jeder Schwierigkeit
und applaudieren
jedem Idol, das unverhohlen hohle Zoten reißt.

 

Wir investieren
unsere Kraft in die Beschleunigung der Lebenszeit,
und wir konsumieren,
damit der Tod in unserm Leben nicht bedrohlich scheint.

 

Und nachts lieg ich wach,
muss mich verstecken, mich wecken die fetten
Lebenslügen, trügerische Ziele verführen,
ich tu und mach, jage Sachen nach im Optimierungswahn.
Wann fängt mein Leben an?

 

Auf dem Grabstein steht geschrieben:
Erdrückt von ihren Lebenslügen.

 

Wir maximieren
jeden Gewinn, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringt,
und wir riskieren,
dass die Bilanz am Ende unser aller Leben nicht stimmt.

 

Wir arrangieren
uns in Gedanken an Vergangenes, das besser war,
und wir resignieren,
weil uns die Gegenwart dagegen nichts zu geben hat.

 

Und nachts lieg ich wach,
muss mich verstecken, mich wecken die fetten
Lebenslügen, trügerische Ziele verführen,
ich tu und mach, jage Sachen nach im Optimierungswahn.
Wann fängt mein Leben an?